Designing – II

Teil II des kleinen Einblicks in meine Designwerkstatt.

Maschenprobe (wenn nötig).
Wenn ich ein Garn benutze, das ich noch nicht kenne oder wenn ich ein Stück designe, das passen muss (Mützen, Handschuhe, Socken), steht an dieser Stelle die Maschenprobe: Ein glatt rechts oder in dem Muster, aus dem das Stück entstehen soll, gestricktes Rechteck, das groß genug sein sollte, damit man bequem darauf abzählen kann, wie viele Maschen auf 10 cm kommen. Diese Zahl braucht man, um sie später in den Berechnungen zu verwenden. Für meine Tücher lasse ich die Maschenprobe an dieser Stelle meistens weg: Erstens ist die Maschenprobe bei Tüchern ohnehin nicht so wichtig, und zweitens stricke ich später sowieso noch eine Mini-Version davon. Aber bei Kleidungsstücken ist die Maschenprobe unverzichtbar, denn sonst kann man Maße und Größen im nächsten Schritt nicht berechnen.

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Rechnen.
Besteht ein Strickstück aus verschiedenen Teilen, wie zum Beispiel auch ein Pullover, rechne ich erst einmal ein bisschen. Hauptsächlich, um mir klar darüber zu werden, wie viel Garn ich für die einzelnen Teile brauche, wie groß sie tatsächlich werden und wie am Ende alles zusammenpasst. Bei „Angles“ war der Satz des Pythagoras und Gleichungen auflösen schon alles, was ich dafür brauchte. Aber wer einen selbstdesignten Pullover plant, kommt um ein bisschen Tabellenkalkulation (z. B. Excel, Numbers) nicht herum. Wer eine selbstgeschriebene Anleitung für ein Kleidungsstück herausbringen will, sollte an dieser Stelle schon alle Maschenzahlen für alle Größen ausrechnen. Ich selbst bin keine Expertin dafür und kann darum keine konkreten Tipps geben. Aber auf Englisch gibt es einige nützliche Bücher darüber, wie man gestrickte Kleidungsstücke entwirft und berechnet:
DesignProcessbooks
„Knitwear Design Workshop“ von Shirley Paden,
„Sweater Design in Plain English“ von Maggie Righetti,
„The new Knitter’s Template“ von Laura Militzer Bryant.

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Stricken (ein bisschen).
Immer wenn ich eine ganz neue Form stricken möchte oder eine neue Kante (wie z. B. die Kringel bei Miss Winkle), mache ich erst einmal eine Mini-Version, um zu gucken, ob meine Idee funktioniert, ob meine Berechnungen stimmen, ob es überhaupt so aussieht, wie ich dachte. Denn da Maschen leider nicht quadratisch sind, kann man da so manche Überraschung erleben. Und es ist immer viel, viel besser, ein Mini-Teil aufribbeln zu müssen als ein ganzes Tuch oder gar einen riesigen Bettüberwurf. Dafür nehme ich irgendein Garn, von dem ich eine kleine Menge übrig habe und nicht unbedingt das, woraus ich später das eigentliche Modell stricke. Die in der Skizze festgehaltenen Ideen (z. B. darüber, wo welche Zunahmen erfolgen) passe ich im Verlauf des Mini-Modell-Strickens an. Oben auf dem Foto ist das grüne Mini-Modell von der Decke „Angles“ zu sehen.

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Garn und Farben wählen. 
Mit manchen Garnen (Wollmeise Pure!) habe ich schon so oft gestrickt, dass ich mir weitere Maschenproben spare. Dann kommt es nur noch darauf an, eine passende Farbe für das Modell auszuwählen. Da ich auf den Fotos für die Anleitung meistens selbst zu sehen bin, neige ich dazu, Farben zu wählen, in denen ich gut aussehe (Pink!) – dann fühle ich mich beim Shooting wohler und sehe auf den Fotos entspannt und ansehnlich aus. Bei Angles ging es darum, die richtige Farbkombination zu finden: Ich hatte noch ein Knäuel Pink und 7 Stränge Beige von dem schönen Artesano Aran zuhause (daraus wollte ich eigentlich mal eine Weste stricken). Das Garn ist dick, aber weich und erschien mir perfekt für eine gemütliche Decke. Die anderen Farben habe ich passend dazu im Wollgeschäft Mylys ausgesucht. Ich nehme meistens einfach ein Garn, das mir gefällt und achte nicht darauf, ob es sich um Saisonfarben handelt, die möglicherweise schon in ein paar Monaten nicht mehr verfügbar sind. Wer für Zeitschriften oder Bücher Anleitungen schreibt, muss vorher unbedingt mit der zuständigen Redakteurin abklären, welches Garn benutzt werden soll. Da ich die Anleitung „Angles“ – wie fast alle meine Anleitungen – selbst publizieren wollte, war ich völlig frei in meiner Wahl. Um zu entscheiden, welche Farbe zu welchem Dreieck passt, habe ich meinen Buntstiftkasten bemüht und ganz viele Kombinationen aufgemalt. Die schönste ist es dann geworden.

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Demnächst in Teil III: Stricken (so richtig), Fotos machen, Anleitung aufschreiben.

2 Comments on “Designing – II

  1. Designen ist zwar nichts für mich, ich finde deine Miniserie darüber aber total interessant und zeigt, wieviel Arbeit und Herzblut hinter jeder deiner Anleitungen steckt! GlG, Martina

  2. Ich finde die Design-Serie richtig spannend und toll. Ich habe mich schon immer gefragt, wie man zu den Ideen gelangt und vor allem, wie man dann die Idee zu einem Strickstück umfunktioniert. Ich möchte einfach mehr darüber erfahren. :-)
    Lieben Gruß!