Wollfabrik und Färbe-Frust
Letzten Montag konnte ich nicht widerstehen: Hab mich in den Bus gesetzt und mich aufgemacht zum Lagerverkauf der Hamburger Wollfabrik. Weil es ein ziemlich spontaner Entschluss war, hab ich mein Bargeld und mein Busticket zuhause liegen lassen. Die Geheimzahl meiner EC-Karte für Spaßeinkäufe hab ich zwar extra nochmal nachgeguckt, aber beim Bezahlen stellte sich heraus, dass es die falsche war. Zum Glück hatte ich eine weitere Karte mit – die vom gemeinsamen Konto mit meinem Mann. Peinlich, peinlich – ich hab es nicht so gern, wenn er genau nachprüfen kann, wofür ich mein Taschengeld ausgebe. Und Schwarzfahren ist auch nicht so mein Ding. Genausowenig, wie ewig lang am Hamburger ZOB herumstehen zu müssen, zusammen mit rauchenden, in Ballonseide gewandeten Menschen mit falschen Fingernägeln. Abgesehen davon war es ein voller Erfolg: Ich habe eine Ein-Kilo-Kone Alpaka-Merino-Garn in wunderschönem Hellgrau gekauft, ein dunkelgraues Kaschmir-Merino-Gemisch und eine Kone Sockengarn zum Färben.
Es war unglaublich viel los, obwohl die Wollfabrik für Hamburger Verhältnisse wirklich am Hintern der Welt liegt. Viele Damen, die ihre Ehemänner überredet hatten, mit ihnen zum Lagerverkauf zu fahren. Ein paar Frauen mit schwarzgefärbten Haaren, die Konenweise Glitzergarn in die Körbe packten. Ich glaube, ich war die mit Abstand jüngste Kundin an diesem Tag. Stricken ist in Deutschland eben immer noch eher etwas für Großmütter.
Das Sockengarn hat inzwischen ein Bad in den Färbetöpfen genommen und sieht jetzt so aus:
Glücklich bin ich damit aber nicht. Das Garn (80 Prozent Wolle, 20 Prozent Polyamid) besteht aus unterschiedlichen Fäden, die die Farbe nicht gleichmäßig annehmen – daher die leichte Tweed-Optik. Und das Rot hat ewig ausgeblutet, also wird die Wolle wahrscheinlich abfärben, wenn man sie wäscht.
Nach dieser Färbeaktion beschlich mich plötzlich Paranoia: Könnte es vielleicht sein, dass die Ashford-Säurefarben giftig, krebserregend oder beides sind? Ich hatte nämlich bisher immer, ohne mir was dabei zu denken, unsere normalen Kochtöpfe fürs Färben benutzt. Warnhinweise à la: Achtung, bitte kein Kochgeschirr verwenden! Stehen auf der Packung nämlich nicht drauf. Ich trage zwar immer Gummihandschuhe dabei, wische alles gründlich ab, werfe die Lappen sofort in die Waschmaschine und spüle die Töpfe supergründlich, aber wer weiß? Im Netz gibt es einige Färber, die behaupten, man dürfe Färbetöpfe auf keinen Fall fürs Kochen verwenden. Sogar mein Mann, der mal Chemie studiert hat und normalerweise hart im Nehmen ist bei sowas, fand es besser, wenn ich mir extra Färbetöpfe kaufe (das Budget dafür wurde sofort bewilligt). Am Wochenende hab ich dann versucht, ein Knäuel mit gelber und roter Ostereierfarbe (Lebensmittelfarbe, Ökotest sehr gut) zu färben. Die Wolle wurde ziemlich knallig und färbte trotz mehrmaligen Durchkochens auch im trockenen Zustand ab. Darum hab ich jetzt gelbe Fingernägel und eine gelbe Computertastatur. Da blieb nur eins: Ab in den Mülleimer damit. Und ich warte jetzt auf mein neues Färbe-Topfset, in dem ich dann wieder die gute Chemie einsetzen kann. Leider wird Amazon es erst Ende April verschicken. Aber wenn ich ehrlich bin, hab ich von der Kleckerei jetzt eh erstmal genug.
Hallo,
ich würde in jedem Fall Färbetöpfe verwenden – ich gehöre aber zu den Menschen, die KoolAid auch nicht trinken würde. Irgendwie habe ich keine Lust innerlich auszusehen wie bunte Sockenwolle ;). Aber ich habe irgendwo auch einmal gelesen, dass Ashfordfarben giftig sind sowohl beim einatmen als auch beim färben. Guck vielleicht mal auf der neuseeländischen Seite der Firma, ich kann mir gut vorstellen dass du dort fündig wirst.
Liebe Grüße
Bine
… meine mit Ostereierfarben gefärbte Wolle hat auch beim Stricken „nachgeblutet“. Interessanterweise aber nur das Rot, obwohl nur wenig Rot drinwar und vor allen Dingen blau und alles zusammen fixiert.
Das verstrickte Teil hat allerdings die Farbe gut behalten (trotz roten Fingern), hab es schon mehrmals gewaschen.