Waschen & Spannen
Viele Strickerinnen fragen mich um Rat zum Thema Spannen von fertigen Strickteilen bzw. „Blocking“. Die Methoden sind aber auch verwirrend: Dämpfen, waschen oder anfeuchten… Und es stimmt, das Spannen von Tüchern oder Pulloverteilen ist ein großes Thema. Ich bin beileibe keine Expertin für jede Methode, aber ich habe herausgefunden, was bei mir am besten funktioniert. Zunächst braucht man die richtigen Werkzeuge: Einen ganzen Haufen Stecknadeln, am besten solche mit Glasköpfen. Es gibt auch spezielle „Blocking Pins“ die noch länger und T-förmig sind, aber Stecknadeln reichen auch. Bei geraden Kanten oder kreisrunden Tüchern sind Spanndrähte sicher praktisch, aber die sind in Europa noch nicht sehr verbreitet, und ich habe leider auch keine – so bleibt mir oft nichts anderes übrig, als einfach unglaublich viele Nadeln zu benutzen (aber dazu später). Dann braucht man noch eine ausreichend große Unterlage, auf der man das zu spannende Stück festpinnen kann. Viele Leute nehmen einfach ihre Matratze (was den Nachteil hat, dass man sich ein anderes Quartier für die Nacht suchen muss), manche benutzen bunte Spielzeug-Puzzlematten, aber ich habe mich für Trittschall-Dämmplatten aus dem Baumarkt entschieden: Die sind dünner, großflächiger, billiger und lassen sich auch zusammenstecken.
Die Herzchen von „Knit Your Love“ in Form gesteckt
Das zu spannende Stück (meistens ein Tuch) lege ich für ein paar Minuten in lauwarmes Wasser. Ideal wären 15-20 Minuten, damit die Fasern schön durchfeuchtet sind, aber dafür fehlt mir meistens die Geduld. Danach drücke ich es vorsichtig aus, rolle es in einem Handtuch auf und trampele ein wenig auf der Handtuchrolle herum, damit das überschüssige Wasser herausgedrückt wird. Dann kommt das Tuch auf die Unterlage und ich versuche zu gucken, wie es am besten darauf passt. Im Zweifelsfall baue ich an einer Ecke noch eine weitere Dämmplatte an. Dann ziehe ich das Stück vorsichtig in Form, lege die geraden Kanten gerade hin und versuche, es schon einmal ungefähr in die Form zu bringen, die es später einmal haben soll. Bei Tüchern ohne Lochmuster ist das oft schon alles, was nötig ist – vielleicht stecke ich noch ein paar Nadeln in Ecken oder Zipfel, damit sie schön spitz werden (wie z. B. bei „Heaven and Space“). Bei Lochmustertüchern (wie dem „Aeolian Shawl“ unten) muss man das Gestrick oft recht stark dehnen, damit es am Ende so aussieht wie gewünscht. Am besten ist es, nochmal in die Anleitung oder auf der Anleitungs-Webseite nach Fotos zu gucken, dort kann man gut erkennen, wie die Designerin sich die Form gedacht hat und kann die Nadeln entsprechend setzen. Falls im Innern des Tuchs Linien, quadratische oder kreisrunde Formen vorhanden sind, sollte man diese zuerst feststecken und sich dann von Innen nach außen vorarbeiten. Gerade Kanten werden am schönsten, wenn man sie auf Spanndrähte zieht – alternativ kann man aber auch sehr, sehr viele Nadeln (in jedes Löchlein der Kante eine) stecken. Bei Pulloverteilen sollte man in der Schemazeichnung nachschauen, wie breit und lang die Stücke sein sollen und sie entsprechend hinlegen und feststecken (nicht zu stark dehnen!) – dann lassen sie sich später leichter zusammennähen.
Andere Methoden wie z. B. Dämpfen oder das Stück erst in Form zu spannen und dann anzufeuchten habe ich bisher nicht ausprobiert. Denn erstens besitze ich kein Dampfgerät außer meinem Bügeleisen, vor dem ich großen Respekt habe. Und zweitens glaube ich, dass es wichtig ist, dass die Fasern richtig nass sind, damit sie später die Form halten. Übrigens muss man Lace-Tücher nach jeder Wäsche auf die gleiche Weise spannen, damit sie wieder schön aussehen.
Snowflake Party – das Schneeflöckchenmuster kommt erst nach dem Spannen so gut zur Geltung
Schnell und nebenbei geht das Spannen leider nicht: Ich plane bei einfachen Formen mindestens eine halbe Stunde, bei komplexeren Tüchern schon mal eine Stunde ein. Und dann heißt es warten: Je nach Temperatur kann es ein paar Stunden oder Tage dauern, bis alles gut durchgetrocknet ist. Die Nadeln sollte man auch wirklich erst dann entfernen, sonst bleibt die Form nicht so schön erhalten. Und dann ist es endlich so weit: Von den Nadeln befreit, entfaltet sich die ganze Schönheit Deines Werks. Freu Dich dran!
I do it the same as you do. Never have done any steaming or dampening. I pin mine down an cheap yoga mats. When I don’t use them I can roll them up and put them away.
Vielen Dank für die Tipps mit den Dämmplatten und den Fotos!
Hallo Martina,
vielen Dank für dein Tip mit den Dämmplatten. Die werde ich mir auch besorgen. Ich bin ein eifriger Leser deiner Seite, habe schon viele Tücher von dir gestrickt und liebe sie alle.
Nur das mit dem Labello hat mich etwas „entsetzt“. Wegen des Mineralöls als Inhaltstoff kaufe ich den schon lange nicht mehr. (Und ich bin eine Viel-Eincremerin der Lippen. Liebe Grüße