Wann man eine Maschenprobe braucht

„Mein Hitchhiker ist so klein! Mein Shrug & More passt mir nicht! Was ist nur los?“

Ganz einfach: Die Maschenprobe haut nicht hin! Und gleich vorweg: Nein, du musst nicht immer eine stricken, bevor du dein eigentliches Projekt anschlägst. Es gibt sogar Anleitungen, bei denen die Maschenprobe piepegal ist (z. B. Tensfield). Aber es is nützlich, ein bisschen was darüber zu wissen, damit du entscheiden kannst, wann du tatsächlich eine brauchst.

In jeder Anleitung steht ein Hinweis zur Maschenprobe drin, bei meinen im Infokasten auf der Titel- oder Rückseite: „21 Maschen auf 10 cm in kraus-rechts“ ist da beispielsweise zu lesen. Das bedeutet, dass im fertigen kraus-rechts gestrickten Stück 21 Maschen eine Breite von 10 Zentimetern ergeben. Warum ist das wichtig? Weil diese Zahl festlegt, wie groß Dein Projekt wird, und auch, ob es sich eher fest oder eher fließend anfühlt. Wenn ich beispielsweise ein Tuch aus einem leichten Lacegarn mit 20 Maschen auf 10 Zentimetern stricke, und Du mit der gleichen Nadelstärke 25 Maschen auf 10 Zentimetern bekommst, dann bedeutet das, dass Dein Tuch um ein Fünftel kürzer bzw. kleiner wird als meins. Du brauchst für einen Zentimeter zweieinhalb Maschen, ich brauche 2 Maschen. Angenommen, mein Tuch ist am Ende 300 Maschen breit, dann wären das 150 Zentimeter. Bei Dir bedeuten 300 Maschen dann aber 300:2,5=120 Zentimeter. Und dann bist Du vielleicht enttäuscht, weil Du Dir das Tuch ja größer vorgestellt hast.

Bei manchen Tüchern ist es tatsächlich irrelevant, ob die Größe am Ende bestimmten Maßen entspricht – bei meinen Anleitungen wie Hitchhiker, Heaven & Space, Jasminde oder Brickless kannst Du ja einfach so lange stricken, bis Du es groß genug findest. Aber: möchtest du mit der von mir angegebenen Garnmenge auf eine ähnliche Größe kommen wie ich, muss die Maschenprobe stimmen. Hast du mehr Maschen je 10 cm als ich, wird dein Strickstück kleiner als das auf meinen Fotos. Hast du weniger Maschen, wird es größer.

Wenn ein Strickstück klein anfängt, mit nur wenigen Maschen und in jeder Reihe zugenommen wird (so wie beim Hitchhiker, Match & Move, Areas…), kannst du auf die Maschenprobe verzichten – du strickst einfach, bis das Stück in der Breite mehr als 10 cm misst, legst das Maßband oder das Lineal an und zählst nach. Passt die Maschenprobe nicht oder gefällt dir das Strickbild nicht so gut, ribbelst du ein paar Reihen und schlägst mit einer anderen Nadel neu an.

Wenn aber eine bestimmte Maschenanzahl zu Anfang angeschlagen wird, die dann die Größe festlegt (wie z. B. bei einem rundgestrickten Cowl oder einem Pulloverärmel), dann ist es sehr wichtig, dass Du mit der angegebenen Maschenzahl auch die gewünschte Breite oder Länge erreichst. Und darum solltest du in diesen Fällen immer eine Maschenprobe anfertigen.


„Easy“
– für diese Anleitung braucht man keine Maschenprobe

Eine Maschenprobe geht so: Entscheide Dich für eine Nadelstärke und ein Garn, das Du für das Projekt benutzen möchtest. Schreib dir auf, welche Nadel du in welcher Stärke verwendest, denn manche Strickerinnen arbeiten z. B. auf Holznadeln loser als auf Metallnadeln. Schlag doppelt so viele Maschen an, wie auf 10 cm kommen sollen. Würdest du bei einer angegebenen Maschenprobe von z. B. 15 Maschen auf 10 cm genau 15 Maschen anschlagen, würde Dein Ergebnis sehr ungenau, da die Maschen an den Rändern schlecht zählbar sind oder sich das ganze zu stark einrollt. Darum: Lieber ein paar mehr Maschen nehmen. Dann, damit du einen flach aufliegenden Rand bekommst, auch bei glatt-rechten Maschenproben erst einmal 6-10 Reihen kraus-rechts stricken. Für eine kraus-rechte Maschenprobe einfach weiter rechte Maschen stricken, bis das Stück ca. 10 cm hoch ist. Für eine glatt-rechte Maschenprobe so fortfahren:

Reihe 1: 3 Maschen rechts, bis 3 vor dem Ende links, 3 rechts.
Reihe 2: rechts stricken.
Reihen 1 und 2 wiederholen, bis das Stück etwa 15 cm hoch ist (oder so hoch wie breit). Dann nochmal 3-10 Reihen rechts stricken und lose abketten.

Nun kannst Du Deine Maschenprobe schon mal auf eine ebene, glatte Oberfläche legen (nicht Dein Knie!), mit dem Lineal (oder einem Zählrahmen wie auf dem Foto oben) 10 cm in der Mitte entlang einer Reihe abmessen und die Maschen zwischen der 0 und der 10 zählen. Ich nehme dafür immer eine Stricknadel zur Hilfe, mit der ich von Masche zu Masche gehe. Diese Zahl ist schon mal ein erster Anhaltspunkt, aber: Richtig aussagekräftig ist eine Maschenprobe erst, wenn man sie auch gewaschen und vollständig getrocknet hat – und zwar genau so, wie Du es später auch mit dem fertigen Strickstück machen würdest. Also: Wollwaschgang in der Waschmaschine bei Superwash-Garnen, anschließend flach hinlegen. Oder per Hand waschen. Lochmusterstücke sollte man anschließend auch spannen, also mit Stecknadeln auf einer weichen Oberfläche (Matratze) in Form pinnen. Nach dem Trocknen dann nochmal messen und Maschen zählen.

Jetzt können drei Fälle auftreten:
A) Die Anzahl Deiner Maschen auf 10 cm stimmt mit der in der Anleitung angegebenen Zahl überein. Dann herzlichen Glückwunsch – Du kannst mit der gleichen Nadel, die Du für die Probe benutzt hast, Dein Projekt beginnen.

B) Du hast mehr Maschen auf 10 Zentimetern als in der Anleitung angegeben (Du hast z. B. 22 Maschen, wenn 20 gefordert waren). Das heißt, dass Dein Gestrick zu dicht ist und Dein Stück zu klein würde. Wenn das für Dich okay ist, kannst Du mit der gleichen Nadelstärke Dein Projekt beginnen. Falls nicht, fertige mit einer Nadel in der nächstgrößeren Stärke eine neue Maschenprobe an und guck, ob Du damit mehr Glück hast.

C) Du hast weniger Maschen auf 10 Zentimetern als in der Anleitung angegeben (Du hast z. B. 18 Maschen, wo 20 gefordert wurden). Dein Gestrick ist also einen Tick zu locker und Dein Strickstück würde zu groß werden. Auch hier kannst Du trotzdem mit der gleichen Nadelstärke loslegen, wenn Dir das Gestrick so gefällt und es z. B. bei einem Tuch nichts ausmacht, wenn es etwas größer ausfällt. Bei Mützen, Pullovern und Kleidungsstücken, die körpernah passen müssen, strickst Du mit einer Nadel in der nächstkleineren Größe eine neue Maschenprobe und hoffst, dass die Maschenprobe dann passt.

Das klingt alles nach sehr viel Arbeit, aber wenn du bedenkst, dass du sonst vielleicht Zeit und Geld in ein Strickstück investierst, das nicht passt und von dem du enttäuscht bist, lohnt sich der Aufwand allemal. Manche Strickerinnen kommen beim Maschenproben-Stricken so richtig auf den Geschmack und haben Spaß daran, verschiedene Garne auszuprobieren und Nadelstärken auszuprobieren. Wer weiß, vielleicht auch du?